Wenn die Angst die Seele auffrisst – Angststörungen sind keine Seltenheit

Artikel von Tanja Tremmel 

Wir alle kennen das unangenehme Gefühl der Angst, wenn sich unsere Kehle zuschnürt, ein Druck auf der Brust entsteht und sich der Herzschlag beschleunigt. Die Hände werden feucht und unser vegetatives Nervensystem fängt an überzureagieren. Die Auslöser dafür sind bei jedem individuell, so bekommt der eine Angst, wenn ihm ein Hund begegnet, der andere, wenn er frei vor Publikum sprechen muss. Normalerweise tritt Angst nur in außergewöhnlichen Situationen auf und legt sich wieder, sobald der Stressor wegfällt.

Belastend wird es für Menschen, wenn die Angst in scheinbar „normalen“ Situationen in übermäßigem Ausmaß auftritt und dies auch regelmäßig vorkommt. Dann sprechen wir offiziell von einer sogenannten Angsterkrankung. Und diese ist leider nicht so selten: Etwa 25 Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung (sog. Lebenszeitprävalenz). Diese Zahlen sind erschreckend und deuten darauf hin, dass unser moderner Lifestyle inklusive Reizüberflutung und Bewegungsmangel mit ein Auslöser für Angstzustände sein kann.  

Krankheitsbilder der Angststörung sind vielfältig

Die Betroffenen reagieren auf unterschiedliche Art und Weise auf gewöhnliche, nicht bedrohliche Situation mit verstärkter Angst. Bislang sind die Ursachen nicht völlig geklärt. Man geht von einer genetischen Veranlagung aus, die gepaart mit dramatischen Ereignissen oder permanenter Dauerbelastung zu einem Ausbruch von Angststörungen führen kann. Erhöhte, messbare Stresswerte, wie der Cortisol- oder Adrenalinspiegel im Blut bis hin zu Nebennierenrindenschwäche können sowohl Ursache als auch Folge der Erkrankung sein.

Bei der spezifischen Phobie geht es um Angst vor konkreten Situationen, wie zum Beispiel Flugangst oder Spinnenphobie. Solange die Phobie isoliert besteht und sich nicht auf andere Lebensbereiche ausweitet, leben viele Betroffene ein Leben lang mit ihrer Angst. Schwieriger wird das bei der Agoraphobie, bei der die Betroffenen Angstzustände in Menschenmengen bekommen und somit Schwierigkeiten haben, sich in Restaurants, Kinos, U-Bahnen etc. aufzuhalten. Diese Art der Phobie schränkt den Lebensradius und die Lebensfreude deutlich ein.

Bei der Panikstörung treten Panikattacken in scheinbar zufälligen Situationen auf. Da sich Panikattacken entsetzlich anfühlen und es dabei zu Todesangst kommen kann, ist es nachvollziehbar, dass Betroffene versuchen, alles zu vermeiden, was zur nächsten Panikattacke führen könnte. Dieser Umstand wird auch Erwartungsangst bezeichnet und ist äußerst kontraproduktiv, denn es steigert die Angst nur noch mehr. Abgesehen davon, ist dadurch ein normales Leben mit Beruf und sozialen Kontakten kaum noch möglich. Die Betroffenen leiden psychische Höllenqualen und werden von ihrer Krankheit Schritt für Schritt vom Leben isoliert, wenn sie keine Hilfe bekommen.

Bei der generalisierten Angststörung handelt es sich um ein chronisch erhöhtes Angst- bzw. Sorgenniveau ohne panikartige Anfälle. Diese Krankheit lässt sich nicht immer von einer depressiven Episode oder dem Verhalten eines typischen Pessimisten abgrenzen. In ihrer Auswirkung mag sie nicht so bedrohlich wirken, da das Ausmaß der Angst niedriger ist. Die Lebenseinschränkung ist trotzdem sehr deutlich, da sich der Betroffene nie komplett entspannen kann und er weit entfernt von einer Lebensfreude ist. Auch körperliche Begleiterscheinungen, wie Verspannungen, Magenschmerzen, Migräne, Schlafstörungen etc. schränken ihn sehr ein.

Oftmals treten Angsterkrankungen zusammen mit depressiven Phasen auf bzw. lösen solche aus. Es kann sehr deprimierend sein, solch einem „Monster“, nämlich der unkontrollierbaren Angst, ausgesetzt zu sein.

Welche Therapieansätze gibt es?

Vor der Therapie kommt zunächst die korrekte Diagnose. Leider dauert es durchschnittlich sieben Jahre bis eine Angststörung diagnostiziert wird. Je früher man mit der Therapie beginnt, umso schneller sind Erfolge zu erzielen. Generell sind Angststörungen gut behandelbar. Praktische Bewältigungsstrategien helfen mit der Angst besser umzugehen und sie dadurch zu reduzieren. Eine deutliche Erleichterung verspüren Betroffene, wenn sie neben der Bewältigungsstrategie das eigene Stressniveau senken. Grundsätzlich können die Symptome auch nach einer gewissen Lebensphase wieder verschwinden, insbesondere wenn das Stressniveau konstant niedrig ist, bestimmte Lebenskonflikte gelöst wurden und Entspannungstechniken angewendet werden.

Eine mögliche Therapieform ist die kognitive Verhaltenstherapie, die auf der Erkenntnis beruht, dass wir Erlerntes auch wieder verlernen können. Der Körper wurde durch unglückliche Auslöser auf Angst programmiert und genauso kann man ihn auch wieder umprogrammieren. Dieser Vorgang wird auch systematische Desensibilisierung oder Flooding genannt. Das Grundprinzip ist die klassische Konditionierung nach Pawlow: Bei dem bekannten Experiment wurde dem Hund (Pawlowscher Hund) Futter gereicht und zugleich erklang stets ein Glockenton. Nach einigen Futtergaben begann nur durch den bekannten Glockenton, der Speichel des Hundes zu fließen.

Ähnlich ist es bei der Angsttherapie: Angst wurde als Reaktion auf eine Situation dem Menschen in bestimmten Situationen „hinzugefügt“. Durch unzählige Wiederholungen kann dies wieder entkoppelt werden. Der Betroffene muss sich dafür immer wieder in die angstbesetzte Situation hineinbegeben und das Angstgefühl aushalten, bis es von Mal zu Mal schwächer wird. Und das bis zu mehrere hundert Male! Das ist ein sehr langer Weg, der viel Disziplin des Patienten und Vertrauen zu seinem Therapeuten voraussetzt. Betroffene, die sich für diesen Weg entscheiden, sind sehr mutig. In meine Augen sogar Helden!

„Letztendlich wissen wir tief im inneren, dass die andere Seite von Angst Freiheit ist.“

Marilyn Ferguson, US-amerikanische Schriftstellerin

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Foto von Tanja Tremmel

Entspannungstechnik als sicheres Fundament

Generell gilt: je niedriger das Stressniveau, desto geringer die Wahrscheinlichkeiten für Angstanfälle. Insofern ist für den Angstpatienten ein elementarer Baustein seiner Therapie, Entspannungstechniken zu lernen und sein Leben ruhiger zu gestalten. Auch Sport ist ein wichtiger Begleiter, um den erhöhtem Adrenalinspiegel wieder abzubauen. 

Sind Medikamente eine Lösung?

Bei starken Angsterkrankungen werden Psychopharmaka vom Psychiater eingesetzt, um den Patienten überhaupt in die Lage zu versetzen, eine Therapie zu beginnen. Manchmal wird dies auch stationär verabreicht. Viele Patienten sträuben sich gegen die Einnahme von Psychopharmaka. In manchen Fällen führt jedoch kein Weg daran vorbei. Pharmakotherapie kann in schweren Fällen sogar ein Segen sein und dient oftmals als Überbrückung, bis Stabilität in der Therapie erreicht wurde. Wichtig ist, die angstlösenden Mittel nicht als Lösung zu sehen, sondern als begleitende Hilfestellung. 

Psycho-Kinesiologie und alternative Verfahren

In meiner Praxis begleite ich Patienten mit leichten Angststörungen. Die schwerwiegenderen Fälle verweise ich an psychologische Psychotherapeuten und Psychiater. Manchmal ist auch ein Klinikaufenthalt notwendig.

Mein Therapieansatz ist ganzheitlich und kombiniert individuell verschiedene Verfahren. Dabei arbeite ich neben der klassischen Gesprächstherapie, in die ich verhaltenstherapeutische Elemente integriere, auch mit der Psycho-Kinesiologie. Mit dieser körperorientierten Therapieform können unerlöste seelische Konflikte des Unterbewusstseins aufgedeckt und entkoppelt werden. Diese Ebene kann sehr hilfreich sein, wenn unklar ist, warum die Ängste aufgetreten sind.

Außerdem bringe ich dem Patienten bei, sich der Angst zu stellen, indem wir ihr einen Namen und ein Gesicht geben. Wir erstellen sozusagen ein „virtuelles Gespenst“. Das hat den Vorteil, dass man das Angstgefühl konkret vor Augen hat und direkt ansprechen kann. Es können sogar tiefgreifende Dialoge mit dieser visualisierten Gestalt geführt werden. Patienten verhandeln somit mit der „Angst“ und müssen nicht vor ihr weglaufen oder sie versuchen zu verdrängen. Manchmal kommen wir durch dieses fokussierte Vorgehen sogar an den Kern der Ursache heran. Denn aus meiner Sicht hat alles im Leben einen Sinn und ganz vieles eine Bedeutung. Wenn wir uns der Angst und den darunterliegenden Themen stellen, kann sich vieles auflösen und Neues entstehen.

Angst als Herausforderung verstehen

Gib also nicht auf, wenn Du unter Angst leidest. Suche Dir den passenden Therapeuten und vertraue darauf, dass es immer Möglichkeiten gibt, etwas zu verändern und zu tun. Es spielt keine Rolle, wenn Du den Weg nicht allein gehst, am Ende zählt das Ergebnis, und das sollte lauten: endlich wieder mehr Lebensqualität! Ich begleite Dich gerne auf diesem Weg.

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